Dienstag, 8. August 2023

Welchen Namen hat dein mentaler Trampelpfad?


Die guten alten Gewohnheiten. Damit meine ich Angewohnheiten, Glaubenssätze und Überzeugen, die wir hegen und pflegen. Ob sinnig oder unsinnig. 

Immer mit einem Sinn versehen, der auch im Unsinn noch Sinn ergibt.

Heute geht es um unsere fragwürdigen Gewohnheiten, die durchaus hinterfragt und unter die Lupe genommen werden dürfen. Einen Blick hinter die Bühne werfen sozusagen.

Meine wunderbare und kluge Trainerkollegin Christa hat diese aussagekräftige Metapher zu diesem Thema verwendet.

Sie nennt ihre unliebsamen Angewohnheiten und Glaubenssätze gerne auch ihre „mentalen Trampelpfade“. Einmal gut eingerichtet, sind diese fast schon ein Selbstläufer mit einem großen „Bitte nicht stören Schild“ vor der mentalen Tür.
In sich schon selbst erklärend.

Bildlich gesehen stellt sie sich das wie einen Graben vor. Erst zieht man eine Furche, wie auf einem Acker, die Furche wird mit jeder Wiederholung der Gewohnheit immer tiefer. Zuerst kann man den Acker, sinnbildlich für sein Leben noch überblicken. Doch irgendwann ist aus der Furche ein Graben geworden, der Acker des Lebens und der Wahlmöglichkeiten schwinden aus dem Blickfeld, und manchmal braucht es sogar eine Leiter, die einen Stufe für Stufe wieder aus dem Graben führt um das Feld der Möglichkeiten zu überblicken.

Dort kann man wieder frei wählen, im Graben selbst eher nicht, da lauernd die alten Gewohnheiten, Glaubenssätze und Überzeugungen.

Christa ist Steuerberaterin sowie Persönlichkeitstrainerin, sitzt meist in ihrem schönen Häuschen im Home Office und arbeitet konzentriert an der Buchhaltung ihrer Kunden.
Eines Morgens schaut sie aus dem Fenster, der Himmel zieht sich zu und sie setzt ihre ganze Hoffnung darauf, dass es bis zur Mittagspause trocken bleibt, damit sie dann ihren Rasen mähen kann, der eine Rasur dringend nötig hat.

Sorgenvoll verfolgt sie immer mal wieder mit einem besorgten Blick in den Himmel die immer dunkler werdenden Wolken.
Nachdem ihr Blick dann öfters als ihr lieb ist zum Himmel schweift und sie sich weitere Szenarien ausmalt, dass das dringend benötigte Rasen mähen in der Mittagspause mit ziemlicher Sicherheit ins Wasser fällt, fällt ihr ein, dass sie eigentlich selbständig und ihre eigene Chefin ist. Es steht ihr  also frei, jetzt oder später den Rasen zu mähen.

Tatsächlich ein ganz neuer Gedanke für sie. Eine alte Gewohnheit der Pflichterfüllung, der man selbstverständlich folgt, oftmals ohne weitere Gedanken über Sinn oder Unsinn dahinter zu ergründen.
Die Buchhaltung kann sie auch in einer Stunde fertig stellen und sich dann wieder vollkommen und in Ruhe darauf konzentrieren.

Pawlow und seine Konditionierungen lassen grüßen. Gewohnheiten machen natürlich durchaus Sinn. Aber immer?
Manches hat schon längst seine Gültigkeit verloren und doch geben wir die Gewohnheiten nicht auf.

Manchmal lohnt sich ein Blick hinter die eigenen Kulissen um sich mit einem Schmunzeln zu hinterfragen und eine nicht sinnvolle Gewohnheit zu unterbrechen.
Wir sind konditioniert und folgen unseren Gewohnheiten, oftmals eben ohne diese zu hinterfragen. Meisten verteidigen wir uns selber, damit Ruhe im Gemüt herrscht und wir dahin zurückkehren können.

Denn nichts stresst unser Unterbewusstsein so sehr wie Neues. Deswegen ist es unter anderem auch schwierig neue Gewohnheiten und Glaubenssätze anzunehmen und umzusetzen, auch wenn sie uns gut tun. Deswegen ist es einfacher, diese mit  dem Lustprinzip zu verknüpfen. Lust und Liebe funktionieren fast immer!

Ich bin gefühlt mein ganzes Leben mit einer meiner intensivsten Überzeugungen in der Auseinandersetzung in Verbindung, die ich jetzt in den nächsten Monaten gerne und endlich lösen möchte. Manche treue Begleiter möchte man einfach irgendwann einmal ablegen und in Frieden bringen, damit die Energie wieder frei werden kann.

Es gibt schon Dauerbrenner und Themen, kennst du bestimmt ebenso bei dir oder deinen werten Mitmenschen, die immer mit der gleichen Story aufwarten oder sogar zu kämpfen haben.
Mein Herz schlägt dafür, die Welt und Menschen zu erfahren und zu erleben. Für mich ist es ein eintauchen und mit jeder Zelle die Welt und ihre Menschen wahr und aufzunehmen. Fast wie ein lebendiges Pulsiere in mir. Ein Einatmen und Ankommen.

Ich glaube zutiefst, dass es nichts Schöneres wie unsere Welt gibt.
Ich möchte so viel davon kennen lernen und erfahren, es ist eine tiefe Sehnsucht in mir, es fühlt sich fast schon wie ein Seelenteil in mir an. Etwas, das ich tun muss, was mich anzieht wie ein Magnet, auch etwas, das ich bin.
Ich nehme zum besseren Verständnis dieses Beispiel hinzu.
Für mein Alter habe ich erstaunlich wenig Fernreisen erlebt und von der Welt gesehen. Es war einfach nicht möglich.

Ganz früher, vor vielen Jahren als ich noch im Angestelltenverhältnis arbeiten durfte und schon im jungen Alter immer in verantwortungsvollen Jobs mit guten 60 Stunden und sehr gutem Gehalt verbringen durfte, habe ich grundsätzlich meinen Urlaub aufbewahrt um genau dann krank zu werden. Ein bekanntes Phänomen.
Es kommt mir im nach herein vor, dass meine Grippe Viren sich im Körper versteckt und konzentriert haben um dann gleich am  ersten Urlaubstag zuschlagen zu können.

Somit fiel mein Urlaub grundsätzlich nicht ins Wasser sondern der Grippe zu Gute.
Im Abschluss und mit Dieter kamen die Kindern und die Positiv Factory und mit dieser Aufgabenstellung fielen Fernreisen und sonstiges sowieso ins Wasser.
Ein Campingplatz für 2 Wochen im Jahr war viele Jahre unser treuer Begleiter.

Dann endlich, einige viele Jahre später meine erste Fernreise mit knapp 45 Jahren. Ich kann mich vermutlich noch an jede einzelne Minute erinnern.
Wenn ich reflektiere, musste ich mir in der Vergangenheit immer einen triftigen Grund und viele gute Argumente und intensives Zureden erschaffen um eine Reise dann antreten zu können.

Mein aktiver Glaubenssatz, der in all den Jahren und Erfahrungen einen ziemlich  tiefen Graben gegraben hat, gibt natürlich sein Bestes, um Fernreisen zu verhindern. Die große Kiste der guten Argumente ist immer griffbereit, logisch und realistisch geordnet. Schuldgefühle, das geht doch nicht, das Geld brauchen wir für etwas anderes, uns geht es doch gut, so weit weg, die Katzen, die Firma…
Wer kennt das nicht, so eine Kiste hast du bestimmt auch, mehr oder weniger gut gefüllt.

In diesem Jahr hatte ich im April die Südstaaten geplant, gespart, gefreut, wollte gerne meine Familie die dort lebt und Freunde besuchen.
Leider waren die Preise der Reise doppelt so hoch wie vor Corona und auch mein Kind brauchte noch Geld.

Also wieder abgesagt, das gute Gewissen ist wieder eingezogen.
Mein innerer Glaubenssatz war beruhigt und konnte sich wieder entspannt in seinem Graben zurück lehnen, ich natürlich ebenso.

Ein anderer Teil in mir ist ziemlich frustriert und schaut weiterhin YouTube videos, Reise Magazine und die Welt aus der Ferne an, ich bin in diversen Reisegruppen und verfolge staunend und begeistert Berichte und Fotos, immer von dieser unglaublichen Sehnsucht begleitet.

Nun ist wieder etwas Außergewöhnliches geschehen. Ich habe geerbt. Wunderbare 3200 Euro und freue mich natürlich, hurra, das Leben ist nett. Dieses Geld möchte ich natürlich unbedingt würdigen und in eine Fernreise investieren. 

Mein lieber Dieter würde es lieber sinnvoll verwenden. Dies und jenes möchte noch bezahlt werden und überhaupt…
Und aus all den Selbstzweifeln, weil die andere Seite ja schließlich Recht hat, gebe ich gerne nach. 
Es gibt ja Wichtigeres. Und uns geht es ja sowieso gut.

Meine innere Sehnsucht jedoch hat allmählich genug und wird aktiv.
Ich habe mir also eine mentale Leiter in den Graben gestellt, bin Stufe um Stufe nach oben gestiegen und habe auf dem Feld  eine Thailand Reise als unschlagbares Angebot vor mir  entdeckt. Das Geld wird würdig investiert. 

Auch habe ich habe noch zum Überfluss 2 Fluggutscheine aus dem gecancelten USA Urlaub, die bis Dezember diesen Jahres abgeflogen werden müssen. Gilt nur für Flüge in die USA. Verfallen lassen oder fliegen?

Mein schlechtes Gewissen und meine Glaubenssätze haben die Leiter mit mir erklommen und erzählen mir was .Natürlich wollen sie nur Frieden stiften und mit mir in den gemütlichen und so gewohnten und vertrauten Graben versinken. 

Wenn man so einen tief sitzenden Glaubenssatz, Gewohnheit in meinem Fall schon Überzeugung hat, kann das ein ständiger Kampf und selbst Boykott sein.
Glaubenssätze und Gewohnheiten werden natürlich gerne von Außen in Form von den liebenswerten Mitmenschen und plötzlich auftretenden Situationen unterstützt.
Wenn das Außen es nicht fertig bringt uns davon abzubringen, muss ich das dann selber zuverlässig erledigen und die Reise oft erst gar nicht beginnen lassen.

Gut, es gibt wirklich Wichtigeres wie Fernreisen und ich in trotzdem ein glücklicher Mensch, der auch ohne dieses das Leben liebt und schätzt.

Aber ich möchte dir noch ein oder zwei Beispiele zur Verdeutlichung anwenden.
Viele wunderbare Menschen die ich kenne, sind ohne Partner. Diese Menschen führen ein zufriedenes Leben und haben sich damit abgefunden, auch alleine glücklich zu sein.

Sie geben zu, gerne eine Partnerin oder Partner an der Seite haben zu wollen.
Aber naja, ist ja nicht so wichtig. Wenn er oder sie kommt dann kommt er, wenn nicht dann nicht. Aber die tiefe Sehnsucht bleibt bestehen.
Es gibt schließlich wichtigere Dinge im Leben wie eine unerfüllte Sehnsucht. Verpflichtungen zum Beispiel mit denen wir uns gerne ablenken und in Perfektion begründen. Ist das so? Absolut – ja, dem stimme ich zu!

Was könnte also geschehen, wenn wir unsere Sehnsüchte frei lassen? Wenn wir unseren Fokus genauso stark auf unsere Sehnsüchte lenken würden wir auf unsere Verpflichtung der nächsten Mietzahlung nachzukommen zum Beispiel?
Dann wird all die Energie auf eine Lösung fokussiert. 

Wenn wir unsere Sehnsüchte nach Liebe, nach Erfüllung nach Selbstverwirklichung genauso behandeln würden wie unsere ICH MUSS MEINEN VERPFLICHTUNGEN nachkommen, würde die Chance darauf vermutlich auf weit über 90 % steigen...

Ein Hoch auf alle Gewohnheiten, Glaubenssätze und Überzeugungen. Danke, dass es Euch zur Selbstreflektion für uns gibt.

Wir Menschen und unsere lieb gewordenen Angewohnheiten, die auch im Unsinn noch Sinn ergeben. Zum Schmunzeln oder doch eher ab und zu Haare raufen?
Und ein Danke an unsere Sehnsüchte, die uns immer wieder den Weg zu uns und unserem Herzen zeigen.

Wenn du möchtest, dann suche dir deine Favoriten aus und werfe einen Blick hinter die Bühne.
Es könnte ja sonst ein kleines bisschen langweilig werden.
Aber- und sowieso das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede!

Bis zum nächsten Mal, viele liebe Grüße,
Petra



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